Mit unserem Boot sind wir inzwischen in Montreux-Château am Canal du Rhône au Rhin angelangt, kurz vor dem Beginn einer spektakulären Schleusenkette, die uns von 340 Höhenmetern zum Rhein bringen wird. Der Blick auf die schnurgerade hinunter führenden 40 Schleusen und den am dunstigen Horizont auftauchenden runden Buckeln des Grand und des Petit Ballon im Elsass ist überwältigend.
Aber zurück nach Montreux-Château, wo wir uns nach einem regenreichen Nachmittag über die Abendsonne freuen, die ein Lavoir aus dem Jahr 1865 zwischen einer einfallslos-grauen Rückseite eines Colryt-Supermarktes und einem blumengeschmückten Rathaus im schönsten Licht erstrahlen lässt.
Das Lavoir ist vollkommen offen und wird nur durch ein einfaches Walmdach geschützt, das auf gusseisernen Pfeilern steht. Auch innen ist es sehr schlicht. Aus einem dreiteiligen, rechteckigen Becken erhebt sich ein steinernes Podest mit je einem messingverzierten Wasserhahn. An die vierte Seite schließt sich ein etwas breiteres und längeres Becken mit schrägen Waschsteinen an, die Wasserzufuhr erfolgt durch zwei Löcher in der Beckenwand. Über das Fontaine-Lavoir ist nur bekannt, dass seine bereits versiegende Quelle bei der Erneuerung des Rathausplatzes vor der Mairie im Jahr 2013 gerettet werden konnte.
Mich irritiert ein in schwarz und weiß gehaltenes Figurenpaar mit einem Klavier in ihrer Mitte. Ist das Kunst? Fröhliche Stimmen klingen vom Rathaus zu uns herüber, wo sich ein dutzend Menschen in festlicher Kleidung versammelt. Als sich die Tür öffnet, stellen sie sich zu einem Spalier auf. Ein Brautpaar erscheint. Sie in weißer Spitze, Er in schwarzem Frack. Ich weiß nicht, wie man in Frankreich heiratet, aber ich will es auch gar nicht wissen, denn jetzt treten sie heraus: Jubel, Freude, Tränen, Glück. Die Feiernden strömen zu unserem Lavoir herüber. Der Deckel des Klaviers wird hochgeklappt, zwei Hände legen sich auf die schwarzen und weißenTasten und mit dem Brautpaar in ihrer Mitte wiegt sich die Gesellschaft im Takt der einsetzenden Musik.
Und mit diesem wunderschönen Erlebnis im Kopf zu unserer (hoffentlich nicht) letzten Lavoir-Entdeckung während unserer Bootsreisen durch Frankreich endet meine zehnteilige Reihe über die „Lavoirs aus dem Burgund“.