Bei Recherchen für mein Buch „Gestrandet in Cusey – von einer schrecklich schönen Bootsreise ans Mittelmeer“ schlugen wir unser Zelt auf der wunderschönen Wiese des in der Nähe von Cusey gelegenen kleinen Campingplatzes in Dommarien auf. Wir kannten den Platz am „Canal entre Champagne et Bourgogne“, schließlich hatten wir dort auf jener „schrecklich schönen Bootsreise“ nach einem höllisch anstrengenden Tag angelegt – noch in seliger Unkenntnis darüber, dass uns, besser gesagt, mich in Kürze weitaus Schlimmeres erwarten würde.
Das Waschhaus befindet sich zwar direkt neben der Campingwiese, versteckt sich aber in einem Meer aus Sommerblumen in allen Farben und Formen unterhalb der Dorfstraße am Ufer des Flüsschens Vingeanne. So ist es nicht verwunderlich, dass wir es selbst bei unserem zweiten Aufenthalt erst bei der Abfahrt entdeckten. Zwischen den summenden Insekten führen einige Stufen hinunter in einen leeren, nach drei Seiten hin offenen Raum. Lediglich die zum Fluß hin abgeschrägten Waschsteine könnten einen Hinweis auf seine frühere Funktion geben, wenn sich Mutter Natur mit Schilfgras, Brennesseln und Wicken nicht den von der Vingeanne freigegeben Uferbereich erobert hätte. Dass hier einmal die Frauen aus dem Dorf ihre Wäsche im langen Reinigungsprozess immer wieder in den Fluss eingetaucht und hin und her geschwenkt haben, kann man sich bei der in der sommerlichen Hitze schlank und still gewordenen Vingeanne kaum vorstellen. Dennoch verströmt das Waschhaus inmitten dieser überwuchernden Natur mit hellem Vogelgezwitscher, brummenden Hummeln und schnarrendem Froschquaken eine eigenartige friedliche Stimmung, die uns lange dort verweilen lässt.