Zwischen Hochwasser und Hygiene – Joigny/ Lavoirs aus der Bourgogne (4)

Mit dem überall herumschwimmenden Treibgut auf unserer Reise hatte uns das Jahrhunderthochwasser des Jahres 2016 schon viel Ungemach bereitet, aber erst hinter Paris entdeckten wir Schäden ungeheuren Ausmaßes. Meterhohe Bäume und Astwerk, das vor den Schleusen quertrieb und komplett umgeschlagene, völlig zerstörte Steganlagen, weshalb wir lange fahren mussten, um einen Platz für die Nacht zu finden. Unser ursprüngliches Ziel, der Canal du Loing, war nicht mehr befahrbar und so gelangten wir stattdessen in die wunderschöne Bourgogne mit ihrem gleichnamigen Kanal und seinen Waschhäusern in fast jeder Stadt und jedem Dorf.

Diese große Zahl der Lavoirs hängt mit der Cholera-Epidemie zusammen, die in ihren letzten großen Ausbruchsjahren in der Mitte des 19. Jahrhunderts allein in Paris knapp zehntausend Tote erfordert hatte. Aber anders als in früheren Jahren erlebten die Menschen die Epidemie nicht mehr als Bestrafung des Himmels. Im Geiste der Aufklärung und mit dem neuen Wissen um die Ansteckungs-zusammenhänge musste und wollte man ein neues Bewusstsein für Sauberkeit und Gesundheitsvorsorge schaffen. Es durfte nicht mehr sein, dass sich die Abwässer von der Körperwäsche, der Kleidung mit Seifenresten und Schmutz im Dorfteich vermengten, aus dem man auch das Trinkwasser holte. So entstanden viele neue Waschhäuser, damit die Kleidung und Haushaltswäsche öfter und vor allem unter besseren Arbeitsbedingungen für die Frauen als zuvor gewaschen werden konnte. Auch Hygiene-Institute wurden gegründet. Und das bringt mich zum Top-Thema Hygiene in unserer aktuellen Corona-Pandemie. Gerade lernen wir wieder, wie man sich richtig die Hände wäscht, in die Armbeuge niest und vor allem Abstand zu anderen, nicht zum eigenen Haushalt gehörenden Menschen hält.

Solche Gedanken hatte ich mir damals beim Anblick des schönen Lavoirs in Joigny noch nicht machen müssen. Froh, noch einen Hafen an der Yonne gefunden zu haben, genoss ich beim abendlichen Spaziergang durch die Stadt einfach nur die Schönheit der Wasserbecken in verschiedenen Höhen und den perlenden hellen Wasserstrom, der sich von Becken zu Becken weiterverteilte: Im Hintergrund der erste von vielen Weinbergen, die wir auf dieser Reise noch sehen würden.