Fußballfieber – Brienon-sur-Armançon/ Lavoirs aus der Bourgogne (5)

Am späten Nachmittag erreichen wir Brienon-sur-Armançon, unsere erste Station auf dem berühmten Canal de Bourgogne. Das Städtchen ist wunderschön, aber ein Glas Wein können wir nirgendwo in Ruhe genießen. Die Franzosen sind im Fußballfieber, es schallt aus allen Haustüren und den offenen Eingängen der Cafes und Bistros. Schon im Hafen hatte uns eine ihren Hund spazieren führende Dame mit bedeutungsvollem Blick erklärt, dass heute „Frankreich gegen Deutschland“ spiele. Eine solche Situation haben wir schon einmal in den Niederlanden erlebt, damals haben „wir“ verloren und im Siegesrausch spendierte uns der Wirt zum Trost ein Bier. Jetzt aber waren wir derart überzeugt von „unserem“ Gewinn, dass wir auf unseren Apéritif lieber verzichteten.

Nur nach wenigen Schritten stoßen wir unvermutet auf ein wunderschönes Lavoir mit einem spektakulären, nach innen hin offenen Runddach, das an zwei Hauswände geklebt zu sein scheint – und vergessen alles um uns herum. Eine Treppe mit 41 Stufen führt nach unten zum kreisrunden Becken, in dem das Wasser vom gepflasterten, reichlich bemosten Untergrund her grünlich schimmert. In der Mitte ein wie ein verzweigter Baum anmutendes Brunnenkunstwerk. Es ist still hier unten zwischen den hölzernen Pfeilern, die das Dach tragen. Einem Kloster gleich scheint die Welt draußen geblieben zu sein.

Das „Grand Lavoir“ ist im Jahr 1762 erbaut worden und damit viel älter, als die meisten anderen in der Bourgogne. In seinen ersten Jahren mussten sich die Wäscherinnen ihr Reich allerdings teilen. Ob es das Vieh war, das aus dem Dorf zum Tränken hierher getrieben wurde und reichlich Mist hinterließ oder die, die kostbare Waschseife liebenden Wasserratten. Aber auch die Frauen selber benutzten das Waschhaus gerne für andere Zwecke als zum Waschen von Wäsche. Beliebt war es zum Gemüse putzen oder zum Rupfen der Enten und Gänse. Die Abfälle ließ man zurück, denn die Kellerlage des Lavoirs konnte nicht leicht eingesehen und kontrolliert werden. Gerade diese Lage aber ist es, die die heutige Verwunschenheit und den Zauber des Ortes ausmacht.  

Das Fußballspiel haben im übrigen die Franzosen gewonnen – und am nächsten Tag war es jedem Schleusenwärter ein Bedürfnis, uns diese Nachricht stolz und freudig zu übermitteln.